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Streiks bei Daewoo in Suedkorea gegen Entlassungen

Beim koreanischen Autohersteller Daewoo Motors spitzen sich die Auseinandersetzungen zwischen den Belegschaften verschiedener inlaendischer Betriebe und dem Management zu. Die Gewerkschaft der Daewoo-Arbeiter hatte zuvor Entlassungsplaene strikt zurueckgewiesen, mit denen das Unternehmen fuer auslaendische Interessenten attraktiver gemacht werden soll. Bereits im Dezember hatte die Daewoo-Fuehrung angekuendigt, 43% der Beschaeftigten, d.h. 6884 Personen, entlassen zu wollen. Dieser Tage gingen 1785

Entlassungsschreiben raus, nach dem die Gewerkschaft sich geweigert hatte, weiteren Aufloesungsvertraegen und zweijaehrigen Beurlaubungen zuzustimmen. Seit Dezember hat die Geschaeftsleitung bereits mehrere Tausend Arbeiter mit Druck und Abfindungen zur freiwilligen Kuendigung bewegen koennen.

Der Automobilproduzent macht nicht nur der allgemeine, weltweite Absatzrueckgang und die damit zusammenhaengende Ueberproduktion zu schaffen. Seit ueber einem Jahr plagt ihn auch eine akute Liquiditaetskrise. Im November wurde Konkurs angemeldet. Seit dem befindet sich der Konzern unter Zwangsverwaltung. Erst letzte Woche kuendigten die Glaeubiger an, die Zwangsverwaltung koennte beendet, d.h. die Betriebe geschlossen werden, wenn es nicht weitere Entlassungen gebe.

Die Schulden, um die es geht, sind zumeist Altschulden, die nichts mit einem verlustbringenden Betrieb der Autowerke zu tun haben. Daewoo Motors war 1999 aus der Daewoo-Gruppe herausgeloest worden, die unter der Last von fast 80 Mrd. US$ Schulden zusammengebrochen war. Jahrelang hatte das Management ungedeckte Kredite aufgenommen, um die Expansion der Gruppe zu finanzieren. Wie jetzt bekannt wurde, auch mit illegalen Methoden, in dem die Buecher gefaelscht wurden, um Sicherheiten vorzutaeuschen. Letzte Woche wurden deswegen sieben ehemalige Vorstandsmitglieder verhaftet. Mindestens acht Mrd. US$ aus den mit unlauteren Mitteln erworbenen Krediten sollen in die private Kasse des Daewoo-Gruenders Kim Woo-choong abgezweigt worden sein, nach dem inzwischen mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. Zuletzt soll er Anfang des Jahres im Senegal gesehen worden sein, wo Daewoo Reifen- und Textilfabriken besitzt.

Waehrend die Automobilarbeiter schon oefter einen Monat oder laenger auf ihre Gehaelter warten mussten, suchen Glaeubigerbanken und Regierung weiter haenderingend nach einem Aufkaeufer. Ford war im Herbst abgesprungen. Seit dem ist der andere US-Autoriese General Motors wieder im Gespraech. Indes scheint man bei GM erst einmal abwarten zu wollen, dass die Zwangsverwalter die aufmuepfigen Gewerkschaften zaehmen und die Mitarbeiterzahl zusammenschrumpfen. Angesichts der zurueckgehenden Autokonjunktur - auch in den USA haben die verschiedenen Hersteller bereits massive Entlassungen und Kurzarbeit angekuendigt - ist davon auszugehen, dass GMs Interesse an zusaetzlichen Produktionskapazitaeten eher gering ist. Vielmehr duerfte das Hauptmotiv das Verdraengen eines Konkurrenten und die Uebernahme von Marke und Maerkten sein. Entsprechend wehrt sich die Daewoo Motors-Betriebsgewerkschaft mit Unterstuetzung des Metallarbeiterverbandes vehement gegen den Verkauf an einen auslaendischen Konzern und fordert statt dessen die Verstaatlichung. Die Glaeubiger-Banken hoffen hingegen darauf, aus der Verkaufssumme entschaedigt zu werden.

Unterdessen hat das Management zwei der inlaendischen Werke vorerst geschlossen. Nach eigenen Angaben reagiert es damit auf die schleppende Nachfrage und die anwachsenden Halden. Mit den Streiks, die die Gewerkschaft fuer diese Woche angekuendigt hat, habe der Schritt nichts zu tun. Im Hauptwerk in Pupyong unweit der Hauptstadt Seoul sollen bis zum 6. Maerz die Fliessbaender still stehen. In den vergangenen Wochen war es bereits wiederholt zu Warnstreiks gekommen. Vorstandssprecher kuendigten an, man werde die Polizei um Hilfe bitten, "wenn die illegalen Streiks nicht beendet werden". Am Sonntag kam es zu ersten Zusammenstoessen zwischen Bereitschaftspolizei und Streikenden.

Wolfgang Pomrehn

Erschienen in ND, Neues Deutschland, vom 21.2.01

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